Montag, 22. Januar 2007

Phänomenologie der Lehne

es sollte eine phaenomenologie der stuetz- und lehnkissen geben, die die erschiedenen positionen und umgebungen des vom balkon aus beobachtens erfasste, um - wie es lacan macht - den blick, der aus diesen ganzen variablen entspringt, als begehren oder als objekt a dieses begehrens zu begreifen. die statue neben jener frau wuerde ihr uebriges zur kunst beisteuern. ich denke, diese art des sehens - in stets grosser distanz zum geschehen (wie bei demonstrationen etwa), was alsgleich den versen lukrez' ueber den schiffbruch ihre stete gueltigkeit verleiht - hat auch eine direkt koeperliche seite: den rheumatismus der balkonblicker. stets muessen sie gebueckt sich aufstuetzen, wobei die ellenbogen im weichen kissen versinken. zudem bedarf es einer relativ breiten ballustrade, die das ausbreiten eines kissens erst ermoeglichte. und wohnt "die jugend" nicht immer in wohnungen OHNE diese ausladenden stuetzhilfen, um von vornherein die distanz zum geschehen zu vermeiden?
anders noch: das alter dieses sehens, meistens im erdgeschoss effektuiert, verbreitet oft eine freundlichkeit (vermittels ewiger praesenz, ausser im winter), die strassen zu wuebschen uebrig lassen. ein gespraech kann sich anbahnen, womit die vormalige distanz in ganz unvermutete naehe umschlaegt. in diesem falle wuensche ich dem blick eine komfortable lehne und dem draussenden mund eventuell einen kleinen betonvorsprung zum abstuetzen eines beines, um in rueckwaertiger lage den hoehenunterschied physiologisch angenehm zu getalten. eine begegnung entspringt.
ausserdem: die gleichmaessigkeit des erscheinens auf dem balkon, eine unbekannte person, die einem immer wieder begegnet, entfacht zum einen wohltuende ruhe und zum anderen neugier, deren intensitaet in den tagtraeumen ja nicht unterschaetzt werden kann. auch dort stellt sich eine untergruendige verbindung zwischen unbekannten her, die die wege des menschen ins geheimnisvolle tauchen einzig aus dem grund, weil ihre begegnung noch im kommen ist. eine phaenomenologie der gepolsterten lehne wuerde demnach einen im alltagsleben vibrierenden horizont aufspannen, der uns stets noch ein laecheln hin zum anderen am fenster entlockte...

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